Hochbegabte Kinder – eine große Herausforderung
Wenn der Sohn mit vier Jahren bereits lesen kann und die fünfjährige Tochter ohne Probleme Rechenaufgaben löst, dann sind die meisten Eltern sehr stolz auf ihre klugen Kinder. Aber nur die wenigsten sehen auch die Probleme, die hochbegabte Kinder haben, denn ein kluges Kind macht es den Eltern nicht zwangsläufig leichter als ein „normales“ Kind. Eher das Gegenteil ist der Fall, denn Hochbegabung kann eine sehr schwere Last sein, aber die Eltern können einiges tun, um es ihren Kindern leichter zu machen.
Was bedeutet Hochbegabung?
In Deutschland gelten nur knapp zwei Prozent der Kinder als hochbegabte Kinder, denn sie haben einen IQ von 130 oder mehr. Eine Definition für Hochbegabung gibt es leider nicht, der Begriff formuliert vielmehr eine über dem Durchschnitt liegende Intelligenz. Die Schwelle liegt bei einem Intelligenzquotienten von 130 und Kinder, die diese Grenze erreichen oder sie sogar überschreiten, können für ihre Eltern sehr schnell zu einer Herausforderung werden. Vielfach zeigt sich bereits im Kindergarten, ob es sich um hochbegabte Kinder handelt. Diese Kinder haben zum Beispiel eine auffallend schnelle Auffassungsgabe, sie sind sprachlich weiter entwickelt als ihre Altersgenossen und sie zeigen eine große Begeisterung für Naturwissenschaften oder Zahlen. Einige Kinder eignen sich schon im jungen Alter ein großes Maß an Wissen an. Vierjährige, die schon alle Automarken kennen oder Dinosaurierarten korrekt mit ihren lateinischen Namen benennen können, zeigen Ansätze einer solchen Hochbegabung.
Wann sollte die Intelligenz getestet werden?
Wenn Eltern, Lehrer oder Erzieher den Verdacht haben, dass es sich um ein hochbegabtes Kind handelt, dann muss nicht sofort ein IQ-Test gemacht werden. Sollten die Kinder sich aber auffällig verhalten, dann sorgt ein Test immer für Klarheit. Meist wird ein Test für hochbegabte Kinder gemacht, wenn sie in die Schule kommen, denn dort gelten Kinder mit einer hohen Intelligenz schnell als Außenseiter. Wird der IQ-Test schon vor dem Schulalter gemacht und es stellt sich heraus, dass es tatsächlich ein hochbegabtes Kind ist, dann steigen die Erwartungen der Eltern. Das wird zwangsläufig zu Konflikten mit den meisten Lehrern führen, denn zum Thema hochbegabte Kinder haben Pädagogen eine ganz eigene Meinung. Auch dem Kind wird kein Gefallen getan, denn es wird in eine Rolle gedrängt, die es nicht ausfüllen kann.
Was passiert bei einem IQ-Test?
Durchgeführt wird ein IQ-Test entweder von Psychologen und Psychiatern oder von Schulpsychologen und Sonderpädagogen. Zunächst wird ein Gespräch mit dem Kind geführt und es wird seinem Alter entsprechend auf seine intellektuellen Fähigkeiten getestet. Das Ergebnis des Tests zeigt dann nicht nur den IQ des Kindes, es wird zugleich auch ein Persönlichkeitsprofil erstellt. Das Kind sollte für den Test ausgeruht und vor allem auch motiviert sein. Wenn das Ergebnis feststeht und es sich tatsächlich um ein hochbegabtes Kind handelt, dann wird auch ein Gespräch mit den Eltern geführt, wobei sie erfahren, wie sie ihr Kind richtig fördern, ohne es zu überfordern.
Wie sollten hochbegabte Kinder gefördert werden?
Es kommt immer auf das Interesse und die Motivation der Kinder an, welche Förderung die sinnvollste ist. Viele hochbegabte Kinder haben bestimmte Neigungen, zum Beispiel zur Musik oder sie interessieren sich für alles, was mit Naturwissenschaften und Mathematik zu tun hat. Der Besuch einer Musikschule oder von naturwissenschaftlichen Kursen sind neben der Schule ein guter Ausgleich, ergänzend dazu können die Kinder auch in Gruppen angemeldet werden, in denen nur hochbegabte Kinder gezielt gefördert werden. Schwierigkeiten gibt es für Kinder mit einer Hochbegabung meist in der Schule, denn selbst wenn die Lehrer dazu verpflichtet sind, den Unterricht so zu gestalten, dass alle Kinder gefördert werden, lässt sich das in einer Klasse mit 30 Kindern nicht realisieren. Eine Klasse zu überspringen, ist nicht immer sinnvoll, denn dann kann es sehr schnell passieren, dass das Kind sowohl emotional als auch sozial überfordert wird.
Wie könnte das Lernpensum aussehen?
Kinder mit einem hohen Intelligenzquotienten langweilen sich in der Schule schnell und werden dann verhaltensauffällig. Lehrer, die das vermeiden wollen, sollten für das hochbegabte Kind den Standardlehrstoff mit schwierigen Inhalten füllen und einige Teile auch ersetzen. Wenn diese Förderung nicht ausreichen sollte, dann raten Pädagogen zu einem sogenannten „Dreh-Tür-Modell“. Das heißt, in einigen Fächern wechseln die Kinder in die nächsthöhere Klasse und lernen dort. Was bei diesem Modell jedoch sehr wichtig ist, die Kinder müssen es wollen, denn wenn sich zeigt, dass das Kind sich unwohl fühlt, dann erreicht die Förderung nicht ihr angestrebtes Ziel.
Bild: © Depositphotos.com / dasha11
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