Kinder und Glauben – immer eine Gretchenfrage
Es gibt Eltern, die gehen regelmäßig in die Kirche, es gibt Eltern, die besuchen die Kirche nur zu bestimmten Anlässen und es gibt Eltern, die wollen weder mit der Kirche noch mit dem Glauben etwas zu tun haben. Aber was ist mit den Kindern? Kinder und Glauben – das ist immer ein schwieriges Terrain und sorgt nicht selten für erbitterte Streitigkeiten innerhalb der Familie. Die Probleme beginnen oft schon mit der Frage: Taufe ja oder nein, denn während die Taufe für die einen nur ein reines Lippenbekenntnis ist, ist es für die anderen ein fester Bestandteil des christlichen Glaubens.
Wie viel Glaube verträgt ein Kind?
Kleine Kinder können mit dem Wort Religion nicht viel anfangen, für sie ist der Glaube etwas Abstraktes. Oft sind Gott und der Weihnachtsmann ein- und dieselbe Person und ein Besuch in der Kirche wird zu einem spannenden Abenteuer. Meist wird das Thema Kinder und Glauben mit Beginn der Schulzeit konkret, denn in den meisten Schulen gibt es noch den Religionsunterricht. Nicht gläubige Eltern werden ihre Kinder vom Religionsunterricht befreien lassen, müssen sich aber dann fragen, ob sie die richtige Entscheidung getroffen haben. Kinder stellen Fragen, zum Beispiel warum sie nicht am Religionsunterricht teilnehmen dürfen, ihre Freunde aber schon. Auf der anderen Seite müssen sich die gläubigen Eltern fragen lassen, ob sie ihre Kinder nicht überfordern, wenn sie sie zu früh mit etwas konfrontieren, was sie noch gar nicht begreifen können.
Brauchen Kinder den lieben Gott?
Die meisten Menschen leben ein friedliches Leben und befolgen gewollt oder auch ungewollt die Zehn Gebote. Die Kinder aber mit dem Mythos der Bibel vertraut zu machen, ist oft der falsche Weg, denn auch hier wissen Kinder nicht, wie sie das, was ihnen erzählt wird, einordnen sollen. Kinderpsychologen raten Eltern, die ihren Kindern Gott und den Glauben näher bringen wollen, Gott als eine schützende Hand darzustellen, in der sich das Kind geborgen fühlen kann. Auch kindgerechte Gebete sind eine gute Idee, um Kinder und Glauben einander näher zu bringen. Sind die Eltern Atheisten, dann werden sie auf die Frage der Kinder: „Wer oder was ist Gott?“ antworten, dass es Gott nicht gibt. Mit dieser Antwort werden viele Kinder jedoch verunsichert, weil sie vielleicht bei den Großeltern oder auch in der Schule etwas anderes gehört haben.
Kinder und Glauben – tolerant bleiben
Kinder und Glauben – das ist besonders in der heutigen Zeit ein sehr komplexes und zunehmend auch ein Thema, das viel Toleranz erfordert. Wie sollen Eltern ihren Kindern erklären, warum der Schulfreund zum Beten in eine Moschee oder in eine Synagoge geht? Eltern, die gläubige Christen sind, haben mit diesen Fragen ihre Schwierigkeiten, aber hier ist Toleranz ebenso wie eine Weltanschauung gefragt, die über den eigenen Tellerrand hinaus geht. Es bringt wenig, sich abfällig über eine andere Religion zu äußern, besser ist es, zu erklären, warum die einen an Allah, die anderen an Gott und wieder andere vielleicht an Buddha glauben. Nur wenn das Kind weiß, warum der Freund kein Schweinefleisch isst oder der andere Freund mit seiner Familie den Sabbat feiert, dann kann es sich eine eigene Meinung bilden, tolerant und weltoffen bleiben.
Zwang nützt gar nichts
Zwang ist nie eine Lösung, erst recht nicht, wenn es um Kinder und Glauben geht. Kinder, die von den Eltern gezwungen werden, jeden Sonntag die heilige Messe zu besuchen, zu beten oder zur Beichte zu gehen, werden sich irgendwann einmal ganz vom Glauben abwenden und die Eltern haben genau das Gegenteil von dem erreicht, was sie eigentlich wollten. Es kann nichts schaden, Kinder mit in die Kirche zu nehmen, aber das muss nicht jeden Sonntag der Fall sein. Kinder müssen auch nicht regelmäßig beichten, denn so entsteht eines Tages Angst und diese Angst lässt sich mit kindlichen Glauben nicht vereinbaren. Wenn Kinder begreifen, dass Gott und die Kirche zweierlei Dinge sind, dann werden sie vielleicht gläubige Christen bleiben, aber mit der Kirche, die sie ja als eine Art Zwangsveranstaltung kennengelernt haben, nichts mehr zu tun haben wollen.
Leben Atheisten entspannter?
Aus ihrer Sicht leben Menschen, die an nichts glauben, entspannter, aber ob atheistische Eltern ihren Kindern damit einen Gefallen tun, ist eine andere Frage. Vielleicht ist es keine schlechte Idee, den Kindern selbst zu überlassen, ob, wann und an was sie glauben wollen, trotzdem werden auch nicht gläubige Eltern am Thema Kinder und Glauben nicht vorbeikommen.
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